Kontexte

Tanzen

Ob zum Anstoßen der nächsten Bewegung nun ein schwebendes Legato dient oder ein schubsendes Technowummern, eine behütete Erinnerung oder ein weitendes Atmen der Rippen: Tanz wird geboren aus der Verbundenheit der Tänzerin mit ihrem Beweg-Grund und der Deckungsgleichheit dieses Impulses mit der tatsächlichen Handlung.

Die Feldenkrais-Erfahrung kann uns zurück geleiten zu unseren Anfängen, als Bewegung eine Sinneserfahrung von Körper und Raum war. Im Erwachen dieser organischen Verbindung enthüllen sich weitere tänzerische Fähigkeiten: Geschmeidigkeit und Eleganz entstehen, wenn die Muskulatur so zwischen Länge und Kürze, Weichheit und Spannung koordiniert ist, dass sie das Skelett frei in die Richtung der Motivation bewegen darf. Aus solcher von innen heraus empfundenen anatomischen Logik folgt technische Präzision. Klarheit und Tiefe der Wahrnehmung erlauben der Intuition, Geschichten sichtbar zu machen. Im Spannungsfeld zwischen äußeren Einflüssen und dem Sich-Selbst-In-Beziehung-Setzen zu ihnen entsteht höhere Musikalität: Die Tänzerin gibt nicht mehr nur dem Ausdruck, was sie hört, sondern auch dem, was sie durch das Hören empfindet. In diesem Raum entwickelt sich eine ganz individuelle Artikulation der Tänzerin: Wie sie in der Bewegung durch die Bewegung ihrem Eigenen auf die Spur kommt; vielleicht nur am Wegesrand anfangs, allmählich tastend, um bald immer klarer fassen und gestalten zu können, wozu sie jeden Tag in den Saal geht: Durch Form und Veränderung des Körpers ihre Identität sichtbar zu machen.