Kontexte

Schauspielen

Zur Entstehung benötigt das Schauspiel auch einander auf den ersten Blick widerstrebende Anteile: Kontrolle und Freiheit. Kontrolle über das eigene Tun in Wort und Körper, Intellekt und Emotion; über das Wissen, wozu — wemzu — die eigene Person geformt werden kann. Freiheit, dort ganz und gar hineinzuschlüpfen und all das Kontrollierte, das Kontrollierbare als Quellschatz zu nutzen. Von einer verlässlichen, wandelbaren Mitte aus darf dann die Spontaneität eines wahrhaftigen Handelns entstehen.

Kontrolle über die eigenen Bewegungen zu erlangen, bedeutet, die eigene Reichweite, das eigene Potenzial zu erforschen. Sie schenkt Souveränität über das eigene Handeln. Dabei sind artistische Spektakel weniger entscheidend als die Ausbildung einer feinen Wahrnehmung für sich selbst und die Umgebung; hierin findet der Körper zu Formbarkeit, der Mensch zu Empathie; hieraus entsteht Klarheit über die eigene Persönlichkeit und jene, die es sich anzueignen gilt. In der freundlichen Lernerfahrung der Feldenkrais-Bewegungen wächst das Selbstbild zu organischer Lebendigkeit, offen, bestimmt, reflektiert. Kontrolle über das eigene Tun von innen heraus — ganz im Gegensatz zur Kontrolle über uns durch Andere oder Äußeres — ermöglicht die Art von Freiheit, in der sich jede neue Bewegung als ein authentisches Eigenes herbeiführen lässt. Als Teil dieses empfindenden Darstellers formt sich die Stimme zu einem verlässlichen Anker und deckungsgleichen Klangträger innerer Schwingung. Durch die sicht- und hörbare Verkörperung im Vorgestellten entsteht schließlich Authentizität. Das Publikum hat dann das Glück, einen Menschen auf einer Bühne beim Im-Moment-Sein zu erleben.